Veranstaltung:

Steffi Böttger (Vortrag)

„Tribschener Idyll - Ein goldener Ort in einem zerrissenen Leben.
Richard Wagner in der Schweiz“

Künstlerhaus am Lenbachplatz
Samstag 25.04.2020 - 15:00 h

Erstmalig 1849 kam Wagner in die Schweiz. Der Zürcher Staatsschreiber Johann Jakob Sulzer ebnete ihm den Weg ins Exil, das Wagner wegen seiner Teilnahme an den März-Aufständen in Dresden wählen musste. „Ihren gewohnten republikanischen Standpunkt“, mit dem sich die Schweizer Künstler über seine Verfolgung äußerten, empfand er als wohltuend. Er fühlte sich geborgen - und auch finanziell sicher, denn Franz Liszt finanzierte zunächst seinen Aufenthalt. Das Luxus-Exil war kreativ und turbulent. Wagner fand hier nicht nur äußerliche Ruhe sondern auch seine Muse, Mathilde Wesendonck - was freilich zum Ende seiner Ehe führte.

Auch Jahre später, als er Luzern zu seinem ständigen Wohnsitz wählte, hatte er Deutschland - in diesem Falle München - mit seiner Geliebten Cosima Bülow verlassen müssen. Zunächst im Hotel Schweizerhof logierend, konnte er im April 1866 mit dem Besitzer, Oberstleutnant Walter Am Rhyn, einen Mietvertrag für den idyllisch am Vierwaldstättersee gelegenen Landsitz in Tribschen abschließen. „Ich kenne keinen schöneren Ort auf der Welt, keinen heimischeren als diesen“, schrieb er an den bayerischen König Ludwig II.

Sechs glückliche, fruchtbare und erfüllende Jahre lagen hier vor ihm. Er vollendete nicht nur die „Meistersinger von Nürnberg“ und nahm die Arbeiten am „Ring des Nibelungen“ wieder auf, sondern komponierte auch das berühmte „Siegfried Idyll (zunächst Tribschener Idyll genannt) sowie den „Kaisermarsch“ anlässlich der Gründung des Deutschen Reiches 1871. Daneben entstanden auch einige Texte, wie „Über das Dirigieren“ und „Über Beethoven“.

Erst 1872, mit dem Kauf des Grundstücks in Bayreuth, auf dem später die Villa „Wahnfried“ stehen sollte, und der Gründung des Verwaltungsrates für die Bayreuther Festspiele fand Wagners Tribschener Aufenthalt sein Ende. Am 22. April verabschiedete sich Wagner schweren Herzens von der Schweiz.

Aus Briefen, autobiografischen Schriften und den Berichten von berühmten und weniger prominenten Zeitgenossen zitierend, berichtet die Schauspielerin und Publizistin von Wagners Idyll auf Zeit.

Steffi Böttger Die Schauspielerin und Publizistin Steffi Böttger wurde in Leipzig geboren und studierte nach einer Buchhändlerausbildung an der Fachschule für Buchhändler in Leipzig. Seit 1986 arbeitet sie als Schauspielerin (zuletzt Schauspiel Leipzig).

Seit 2006 ist sie Autorin des Leipziger Lehmstedt Verlages. Nach einem Studienaufenthalt an der University of New York in Albany gibt sie die Publizistik des Schriftstellers Hans Natonek heraus. 2013 erschien ihre Natonek-Biographie "Für immer fremd" im Lehmstedt Verlag, die vom republikweiten Feuilleton hochgelobt wurde. Inzwischen liegt ihr publizistisches Betätigungsfeld bei rein kulturgeschichtlichen Stadtführern deutscher und Schweizer Städte.

Seit 1996 ist sie Sprecherin im Tonstudio der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig und sprach dort etwa 150 Hörbücher für Blinde und Sehbehinderte auf. Sie ist regelmäßig im Haus des Buches in Leipzig als deutsche Stimme für Autoren aus allen Ländern zu erleben und seit zwei Jahren zudem als Rezitatorin moderner Lyrik für die Gesellschaft für Zeitgenössische Lyrik in Leipzig.

Mit eigenen Stücken und Programmen (Minna Wagner, Alma Mahler-Werfel, Walther von Goethe, Clara Schumann) reist sie regelmäßig durch Deutschland und die Schweiz.