Szenische Lesung

Ursula Deuker / Frédéric Albou / Vincent Minazzoli

„Du hast von nun an nur einen Beruf – mich glücklich zu machen“

Brief von Gustav Mahler an Alma Schindler, 19.12.1901

Künstlerhaus am Lenbachplatz
Samstag 13.04.2024 - 15:00 h

Eine Szenische Lesung über das Komponisten-Ehepaar
Gustav und Alma Mahler

Mit:
  Ursula Deuker - Mezzo/Alt
  Frédéric Albou - Baryton
  Vincent Minazzoli - Klavier

Mit Liedern von Alma Mahler-Schindler und von Gustav Mahler aus „Des Knaben Wunderhorn“, den Rückert-Liedern und den Kindertotenliedern, sowie Briefen und Gedichten von Gustav Mahler und Auszügen aus den Tagebüchern von Alma Mahler-Schindler.

Die Lektüre des „Journal de la Création“ von Nancy Huston inspirierte Frédéric Albou zu diesem thematischen Konzert.

  Musikalische Leitung: Vincent Minazzoli
  Konzeption: Frédéric Albou und Ursula Deuker
  Inszenierung: Ursula Deuker


Gustav und Alma Mahler Er hat sie auserkoren und schreibt ihr leidenschaftliche Briefe.

Sie sieht in ihm den idealen Partner, der ihre Liebe zur Musik und Kunst teilen und sie in ihrem Bestreben, Komponistin zu werden, bestärken kann, zumal er Direktor der Wiener Staatsoper ist.

Am 19. Dezember 1901 schreibt er ihr einen Brief, der in erschütternder Klarheit und mit minutiöser Genauigkeit seine Vorstellungen ihrer Ehe wie für einen philosophisch untermauerten Ehevertag und mit einem Ultimatum formuliert: Wenn sie ihn heiraten, ja wenn sie ihn überhaupt wiedersehen möchte, muss sie aufhören zu komponieren und von nun an seine Musik zu der ihren machen.

Dreißig Jahre nach dem Tod ihres ersten Ehemannes spricht Alma aus, dass sie damals ihren Traum aufgegeben hat und kommentiert dies folgendermaßen: „Es war vielleicht besser so.“

Inspirationsquelle für dieses szenische Konzert über das Ungleichgewicht eines Künstler-Ehepaares war die Lektüre des „Journal de la Création“ von Nancy Huston.

Inhalt/Quellen:
Brief von Gustav Mahler an Alma Schindler Nr. 14, 19. Dezember 1901
Auszüge aus „Erinnerungen an Gustav Mahler“ von Alma Mahler-Werfel, Amsterdam 1940
Oliver Hilmes: „Witwe im Wahn. Das Leben der Alma Mahler-Werfel.“ Siedler Verlag 2004

Alma Mahler geborene Schindler

Geboren in Wien (Österreich) am 31. August 1879, gestorben in New York am 11. Dezember 1964.

Als Tochter des berühmten Landschaftsmalers Emil Jakob Schindler (1845-1892) lebt sie in der Nähe von Wien und wächst in einem Milieu auf, in dem sich die künstlerische Elite und Avant-Garde insbesondere der Sezessionsbewegung trifft, mit bildenden Künstlern und Architekten wie Otto Wagner, Josef Hoffmann, Koloman Moser, Joseph Maria Olbrich und Gustav Klimt, die die Zeitschrift „VER Sacrum“ herausgeben. Auch Schriftsteller und Musiker verkehren in ihrem Haus, wie Arthur Schnitzler, Alban Berg und Hugo von Hofmannsthal. Nach dem Tod ihres Vaters heiratet ihre Mutter Carl Moll, Maler und Schüler von Schindler.

Bereits zehnjährig erhält Alma Klavier- und Kompositionsunterricht als Schülerin des blinden Pianisten und Organisten Joseph Labor (1842- 1924), später bei Alexander von Zemlinsky (1871-1952). Sie komponiert vorzugsweise Lieder. Sie ist eine ausgezeichnete Pianistin.

1901 begegnet sie im Rahmen einer Abendgesellschaft bei Bertha Zuckerkandl (Gattin eines Anatom und Schwägerin von Georges Clemenceau) Gustav Mahler, der vor kurzem in Wien eingetroffen ist.

Gustav Mahler

Gustav Mahler wird am 7. July 1860 in einer jüdischen Familie im böhmischen Kaliště geboren. Sehr früh wird sein musikalisches Talent entdeckt. 1875 wird er am Konservatorium und dann in der Universität von Wien aufgenommen, wo er mit Julius Epstein Klavier studiert und Vorlesungen bei Anton Bruckner besucht.

Die erste bedeutende Komposition von Mahler, Das klagende Lied Opus 1, das er 1880 als Oper für den Beethoven Preis einreicht, ist ein Misserfolg. Später veröffentlicht er es in einer Bearbeitung als Kantate. Dieser Rückschlag bewegt ihn dazu, sich der Dirigentenlaufbahn zuzuwenden. Noch im gleichen Jahr debütiert er in Bad Hall. Er dirigiert dann in Ljubljana, Olomouc, Kassel, an der deutschen Oper in Prag wo er mit seinen Mozart-, Beethoven- und Wagner Interpretationen Triumphe feiert.

1886 wird er als Assistent von Arthur Nikisch an die Leipziger Oper engagiert. Nach den Liedern eines fahrenden Gesellen komponiert er seine Symphonie n°1 und die Lieder Aus des Knaben Wunderhorn während seines Sommerurlaubs in Steinbach am Attersee.

1888 an der Königlichen Oper in Budapest nominiert, wird dort 1889 seine Symphonie n°1 uraufgeführt.

1897 wird Mahler Direktor der renommierten Wiener Staatsoper (er konvertiert teilweise aus diesem Grund zum katholischen Glauben, da Juden derzeitig dort nicht praktizieren durften).

Er verbringt die darauffolgenden zehn Jahre in Wien. Mahler setzt sich mit dem Repertoire von Mozart, Beethoven und Wagner durch, verschmäht aber das italienische, französische und russische Repertoire durchaus nicht und achtet darauf, zeitgenössische Werke zu präsentieren. In dieser Zeit widmet er dem Dirigat 9 Monate des Jahres und den Rest der Zeit der Komposition meist in Maiernigg, wo er ein kleines Haus am Wörthersee besitzt. Dort komponiert er seine Symphonien von der zweiten bis zur achten.

1910 wird eine Herzkrankheit bei ihm diagnostiziert und er verliert seine Stellung in Wien, nachdem er dort seine eigenen Werke durchgesetzt hat. Nachdem seine vierte Symphonie recht wohlwollend aufgenommen wurde, muss er bis 1910 auf einen wirklichen öffentlichen Erfolg mit seiner achten Symphonie warten, die am 12. September in München uraufgeführt wird und der die größten zeitgenössischen Künstler und Schriftsteller, darunter Thomas Mann beiwohnen.

Mahler erhält das Angebot, die Metropolitan Opera in New York zu leiten. Er dirigiert dort die Spielzeit 1908, wird aber dann von Artur Toscanini abgelöst. Im Jahr danach kehrt er nach New York zurück um die New Yorker Philharmoniker zu leiten. In dieser Zeit vollendet er Das Lied von der Erde und seine letzte vollendete Symphonie, die neunte.

Die Künstler

Frédéric Albou

Deuker und Albou Die Beziehung zwischen Musik und Worten steht im Mittelpunkt von Frédéric Albous künstlerischem Werdegang. Frédéric Albou debütiert am Théâtre du Tambour Royal in der Rolle des Zurga in den Pêcheurs de perles (Perlenfischer) im Jahr 1997. Anschließend singt er dort den Uberto aus Serva padrona. In Paris ist er Caronte in Peri's Euridice.

Beim Festival off d'Aix-en-Provence singt er Guglielmo (Cosi fan tutte), Apollon (Apollon & Hyacinthus, Mozart), Polyphemus (Acis & Galathea, Händel) und Don Giovanni (Mozart), den Comte des Grieux (Manon) und Sparafucile (Rigoletto). Er ist Wotan in Vendôme, in der Walküre, und im Rheingold.(2013, 2015). Zwischen 2013 und 2016 singt er Taddeo (L'Italiana in Algeri) und Alidoro (Cenerentola, Rossini), Aleko und den Alten, Tzigane (Aleko, Rachmaninov), Mizgir und der Wintermann (Snegurochka, Rimsky-Korsakov), Don Giovanni (Mozart), Don Quichotte (Massenet), Colline (La Bohème, Puccini), Zuniga (Carmen, Bizet, in Marseille).

Am Théâtre du Châtelet wird er in mehreren Rollen engagiert als Comprimario, in Musicals (On the town, Bernstein) und Opern (Pollicino von Henze, Il Postino von Catan, mit Placido Domingo) und ist Zweitbesetzung für die Rolle des Kissinger in Nixon in China.

Frédéric Albou tritt in verschiedenen Solistenensembles auf. Er ist ein unermüdlicher Entdecker und bringt zahlreiche Partituren als Welt- oder französische Erstaufführungen zur Aufführung. Unter seinen Projekten sind hervorzuheben: Weinbergs Zyklen Op. 116 und 125 mit dem Pianisten Orlando Bass, Monsieur Jacques, mit Valéria Altaver, Orphée / Lumière (Mystère), von Fabrice Jünger (Dir: Bruno Mantovani, Uraufführung 2023) ; Orphica (Barton Bullock, Uraufführung 2023 ), in Firminy, La Belle Folie, von Denis Bosse (Uraufführung 2023) in Toulouse.

Ursula Deuker

Deuker und Albou Ursula Deuker studiert Schauspiel und Bewegungstheater in Paris an der Ecole Jacques Lecoq, später mit Etienne Decroux.

Nach einem ersten Engagement in einer Uraufführung der Hector Malamud et les Cosmocomics Compagnie im Theatre de Vanves und einer mehrjährigen Zusammenarbeit mit der Compagnie du Jardin des Abbesses Montmartre wendet sie sich, inspiriert von der begegnung mt dem Regisseur Jean-Pierre Rossfelder dem klassischen französischen Theater zu und spielt in seinem Ensemble Théatre de la Fontanelle, Paris: Racine (Andromaque), Strindberg (Pelikan) und Hofmannsthal (Elektra).

Die Begegnung mit dem Filmregiseur Karim Dridi ermöglicht erste Filmrollen: Sie dreht mit den Filmemachern Gérard Jugnot, Eric Barbier, Stéphane Meunier und Partnern wie Gérard Jugnot, Götz Burger, Yvan Attal, Didier Bourdon, Carmen Maura und Denis Podalydes, 2019 in Deutschland für das Fernsehen Waldsterben, Hubert ohne Staller (ARD). 2023 dreht sie mit Samiullah Hasib Nazibada in dem Spielfilm Killerwale und interpretiert eine der beiden Hauptrollen. An der Comédie de Reims spielt sie die Marschallin in Louison von Musset.

Privat im klassischen Gesang bei Ana Raquel Satre, Paris und Dale Fundling in Salzburg ausgebildet, singt sie in Frankreich die Mutter in der Jasager/Kurt Weill, Sorceress in Dido and Aeneas von Purcell, Amor in Orpheus und Euridice von Gluck, Genevieve in Pelleas et Melisande von Debussy und nimmt an der Welturauffuhrung von Michael Levinas Musiktheater Euphonia an der Comedie Francaise teil. In Zusammenarbeit mit der Grupo Accion Instrumental Jorge Zulueta/Jacobo Romano kreiert sie die Selma 2 in der Kurt Schwitters Opera Welt, oh Du! und die Radiomoderatorin in Che Buenos Aires fur die Expo 2000 Hannover. In München ist sie Gast an der Theaterakademie August Everding in Ariadne (Monteverdi-Martinhu-Milhaud) und Blutbund von Hans-Jürgen von Bose als Mutter und Wirtin. Sie arbeitet mit dem Lyrischen Opernensemble und dem Anderen Opernensemble München und singt u.a. die Muse/Seele in der Uraufführung Nacht-Zeit-Mord von Hans-Jürgen von Bose. Mit der Lyrischen Akademie in Vendôme im Rahmen des Festival von Rochambaullt singt sie Fricka und Flosshilde im Rheingold von Richard Wagner.

Vincent Minazzoli

Vincent Minazzoli Geboren in Italien.

Nach seinem Violine- Klavier-und Kompositionsstudium (Harmonie und Kontrapunkt) an der Musikhochschule in Paris arbeitet er als Violinist, Pianist und gelegentlich als Komponist.

Paralell zu seinen Konzertaktivitäten, die ihn in die Pariser Konzertsäle Cortot, Gaveau, Centre Pompidou, Tschechisches Kulturinstitut, Haus der Poesie, Lierre Theater, in die französische Provinz (verschiedene Nationaltheater, Palais des Papes in Avignon, Musikfestival in Wallespir) und ins Ausland führen (Deutschland : „Der Ozeantango“, Französisches Kulturinstitut München, Konzerthaus Uelzen, Tschechien, Belgien, Schweiz, Algerien), arbeitet er in mehreren Musiktheaterproduktionen als Bühnenmusiker (Violine, Klavier) und auch als Komponist und begleitet, aufgrund seines besonderen Interesses für Bühne und Musiktheater, zahlreiche Sänger.

Er ist erster Violinist im 2001 gegründeten Streichquartetts Giacomo und gründet ein Duo mit dem Violonisten Pierre Martel (Pariser Oper).

Vincent Minazzoli ist Komponuist und Autor verschiedener Instrumentalwerke, und der Bühnenmusik fur die Produktionen Molière malgré lui (Theatre de la Gaite, Paris), Et aussi meurent les désirs (Lierre Theater Paris, Salle Ibn Khaldoun, Algier, Theatre d’Oran und Festival Euromediteraneen in Mostaganem), Frühlingserwachen (Lierre Theater) und Arrangeur von Der unerreichbare Stern, Stück über Jacques Brel (Lierre Theater Paris und Theater 95 Cergy-Pontoise).

Im Jahre 2018 nimmt er für das Label Maguelone mit der Mezzosopranistin Marie Kalinine und der Sopranistin Marie-Laure Garnier eine den Lieder Vertonungen Baudelaires gewidmete und von der Kritik hochgelobte CD auf, (Fauré, Duparc, Debussy, Caplet), darunter ein von ihm selbst komponierter Lieder- Zyklus, bestehend aus 5 Liedern, veröffentlicht bei den Editions Klarthe.

Mit dem Regisseur Gerold Schumann ist er an zwei Tourneetheaterproduktionen von „L'Enfant et les Sortilèges“ und „Broadway melodies“ des Théâtre de la Vallée beteiligt.